1. Einführung in die Niederspannungsanschlussverordnung (NAV)
Die Niederspannungsanschlussverordnung (NAV) ist eine rechtlich verbindliche Verordnung, die die allgemeinen Bedingungen für den Netzanschluss und dessen Nutzung im Bereich der Niederspannung regelt. Sie ist am 8. November 2006 in Kraft getreten und stellt eine gesetzliche Grundlage für alle Akteure im Bereich der Elektrizitätsversorgung dar.
2. Gesetzlicher Charakter der NAV – Kein VDE-Standard, sondern ein Gesetz
Im Gegensatz zu den DIN VDE-Normen, die die technischen Ausführungen von Elektroinstallationen beschreiben, ist die NAV ein Gesetz und damit für alle Netzbetreiber, Installateure und Endkunden verbindlich.
- Die NAV beruft sich auf die anerkannten Regeln der Technik, zu denen auch die VDE-Normen gehören.
- Diese Normen erhalten durch die NAV eine gesetzliche Relevanz, da Verstöße gegen die anerkannten Regeln der Technik auch rechtliche Konsequenzen haben können.
- Das bedeutet: Nicht die VDE-Normen sind hier gesetzlich bindend, sondern die NAV, die auf sie verweist und sie als maßgeblich für sichere Elektroinstallationen definiert.
3. Wesentliche Regelungen der NAV
§ 13 NAV – Die elektrische Anlage
- Der Anschlussnehmer ist für die ordnungsgemäße Errichtung, Erweiterung und Instandhaltung seiner Anlage hinter dem Netzanschlusspunkt verantwortlich.
- Alle Arbeiten an der elektrischen Anlage müssen den anerkannten Regeln der Technik entsprechen, also in der Regel den DIN VDE-Normen.
- Änderungen, Erweiterungen und Inbetriebnahmen dürfen nur von konzessionierten Elektrofachbetrieben durchgeführt werden.
§ 14 NAV – Inbetriebsetzung von elektrischen Anlagen
- Nur ein beim Netzbetreiber eingetragener Elektroinstallateur darf eine elektrische Anlage in Betrieb nehmen.
- Der Netzbetreiber kann verlangen, dass vor der Inbetriebnahme eine Messung und Prüfung durchgeführt wird.
§ 15 NAV – Überprüfung der elektrischen Anlage
- Der Netzbetreiber hat das Recht, elektrische Anlagen auf deren ordnungsgemäßen Zustand hin zu überprüfen.
- Falls sicherheitsrelevante Mängel festgestellt werden, kann der Netzbetreiber verlangen, dass diese durch einen Fachbetrieb behoben werden.
- Bei schweren Verstößen kann der Netzanschluss gesperrt werden.
§ 19 NAV – Betrieb von elektrischen Anlagen und Geräten
- Der Anschlussnehmer ist verpflichtet, dafür zu sorgen, dass von seiner elektrischen Anlage keine Gefahr für das Netz oder Dritte ausgeht.
- Der Betrieb fehlerhafter oder ungeeigneter elektrischer Geräte kann zur Trennung vom Netz führen.
4. Warum sind konzessionierte Elektrofachbetriebe unverzichtbar?
- ✅ Sicherheit: Elektrofachbetriebe haben das Wissen und die Ausrüstung, um Arbeiten fachgerecht und sicher durchzuführen.
- ✅ Messung und Prüfung: Nur mit geeigneten Messgeräten lässt sich sicherstellen, dass eine Anlage nach der Errichtung oder Reparatur den Sicherheitsanforderungen entspricht.
- ✅ Schutz vor rechtlichen Konsequenzen: Arbeiten an elektrischen Anlagen ohne Konzession oder Fachkenntnis können zu Bußgeldern, Schadensersatzforderungen oder im schlimmsten Fall strafrechtlicher Verfolgung führen.
- ✅ Vermeidung von Schäden am Stromnetz: Fehlerhafte Installationen können nicht nur den Betreiber, sondern auch das gesamte Stromnetz beeinflussen und Netzstörungen verursachen.
5. NAV und Instandhaltung – Was ist erlaubt, was nicht?
- Erlaubt für Laien:
- Der 1:1-Austausch von Betriebsmitteln (z. B. Steckdosen, Lichtschalter), solange keine Änderung der Verdrahtung erfolgt.
- Nicht erlaubt für Laien:
- Änderungen und Erweiterungen der elektrischen Anlage (z. B. neue Steckdosen, Verlegen von Leitungen, Umbauten in der Verteilung).
- Arbeiten am Hausanschlusskasten, Zählerplatz oder Netzanschlusspunkt.
➡️ Empfehlung: Auch wenn die NAV den 1:1-Austausch erlaubt, ist es ratsam, alle Arbeiten einem Fachbetrieb zu überlassen, da dieser über geeignete Prüfgeräte verfügt, um die Sicherheit der instand gesetzten Betriebsmittel zu gewährleisten.
6. Fazit: Die NAV schützt Menschen, Gebäude und das Stromnetz
- Nur konzessionierte Fachbetriebe dürfen Änderungen und Erweiterungen vornehmen.
- Die NAV verweist auf die anerkannten Regeln der Technik (DIN VDE), was den technischen Standard gesetzlich bindend macht.
- Laien dürfen nur eingeschränkt Instandhaltungen vornehmen – es bleibt jedoch empfehlenswert, diese Arbeiten durch Elektrofachbetriebe ausführen zu lassen.
👉 Fazit: Die NAV ist nicht einfach eine technische Richtlinie, sondern ein Gesetz, das klare Vorgaben macht, wer welche Arbeiten an elektrischen Anlagen ausführen darf – und das aus guten Gründen!